Wie ich mich von der beißenden Sehnsucht befreite

Eigentlich mein ganzes Leben lang sehnte und verzehrte ich mich nach der Liebe. Nach der Pubertät teilte sich die Sehnsucht nach der wahren Liebe den Platz mit Sex. Grundsätzlich war ich ein Frühstarter, hab schon im Kindergarten mit Mädchen ich zeig Dir meins wenn Du mir Deins zeigst gespielt. Als pubertierender Junge hab ich alles probiert was ohne Mädchen ging. Als erwachsener Mensch war ich eigentlich nur eine gewisse Zeit lang scheinbar von der Sehnsucht nach Sex und Liebe befreit, weil ich „mit dem Thema abgeschlossen hatte“ anders gesagt, ich hielt mich schlicht für so abscheulich, dass ich die Möglichkeit einfach gar nicht mehr in betracht zog, ich könne eins von beiden noch mal erleben. Damals waren Essen, Fernsehen und Computer meine Freunde und alles andere interessierte mich nicht. Nur ab und an, im Frühjahr war da die Sehnsucht nach der Einen, die mythische Gestalt aus meinen Träumen, wunderschön und doch würde sie über mein Äußeres hinweg sehen. Wie in den vielen Hollywoodfilmen die mich von Kindesbeinen an haben glauben lassen, die wahre Liebe besiegt alles. Tja, war schon immer ein romantischer Träumer :). Doch wie eine Grippe verging dies immer wieder nach ein paar Wochen und um ehrlich zu sein, war ich damals auch sehr froh darüber.

Als ich allerdings begann mein Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen und die Möglichkeit plötzlich nicht mehr so absurd erschien kehrte die Sehnsucht umso stärker zurück. Sie brannte geradezu körperlich und nun, sie war auch kein guter Ratgeber.

Viele, viele Jahre später….genau genommen eigentlich erst vor zwei Jahren hatte ich zunächst einen Weg gefunden die Sehnsucht nach der Wahren Liebe mit „unverbindlichen Spaß“ ruhig zu stellen, allerdings funktionierte das auch nur, solange eben jener Spaß, regelmäßig verfügbar war. Die Sehnsucht, war immer noch da und es hatte sich im Prinzip nix geändert, noch immer war ich Ihr Sklave, völlig Machtlos tat ich alles um diese Sucht irgendwie zu befriedigen, bis ich eines Tages auf einem Tantraseminar eine wirklich erstaunliche Erfahrung machte. Ich will an dieser Stelle nicht zu sehr darauf eingehen, aber ich kann sagen, zum ersten mal wurde mir wirklich bewusst, wie schlecht ich all die Jahre mit mir umgegangen bin.

All die Jahre war ich fest davon ausgegangen mein einziger Freund zu sein. Tatsächlich war das nicht der Fall. Ich kritisierte, bemängelte und urteilte härter und konsequenter über mich selbst als das je ein anderer Mensch gekonnt hätte. Ich hatte keine wirklich hohe Meinung von mir. Ich war zu weich, zu schwach, zu faul, zulangsam, nicht konsequent genug, nicht wirklich liebenswert, nicht perfekt und so vieles mehr. Selbst in den Dingen in denen ich mich als „schon irgendwie ganz gut“ befand, war ich aber nicht gut genug, nicht ausreichend, einfach nicht richtig.

Erst in dem Moment, als mir bewusst wurde, wie schlecht ich tatsächlich zu mir war und wie wenig ich scheinbar von mir hielt, entschied ich das zu ändern. Die Entscheidung hatte rein gar nix mit meiner Sehnsucht zu tun, ich dachte da gar nicht dran und sah auch den Zusammenhang überhaupt nicht. Ich beschloss lediglich mir ein besserer Freund zu sein. Mich selbst so zu behandeln wie ich andere auch behandelte. Doch dazu musste ich mich überhaupt erst mal wirklich kennen lernen und auch da wurde mir erst bewusst, das ich das in der Vergangenheit nie gemacht hatte. Ich war einfach der der ich war und Punkt.

Doch in Wirklichkeit war ich eben nicht der der ich war, sondern ich war der, zu dem mich das Leben gemacht hatte. Ich war ein vom Leben enttäuschtes Kind, das von seinen Eltern in eine Form gepresst worden war und irgendwann im Kopf selbst die Rolle der Eltern und all jener übernommen hatte, die ob bewusst oder unbewusst an dieser Form gearbeitet hatten. Ich war zu dem geworden von dem ich dachte der ich sein müsste um akzeptiert und geliebt zu werden.

Nun jedoch hatte ich beschlossen das zu ändern, eine leere Seite auf zu schlagen und mich noch mal kennen zu lernen. Ich fing an über meine Kindheit nach zu denken und was ich denn früher gerne gemacht hab und über Dinge zu denen ich im grunde immer Lust hatte, aber sie nie gemacht hatte, „weil es unmännlich war“, „weil man das nicht macht“ usw. Und während ich mich kennen lernte bediente ich mich einer Technik, die ich sooo viele Jahre unbewusst gegen mich verwendet hatte.

Man muss dazu wissen, dass das Unterbewusstsein nicht zwischen dem was andere zu Dir sagen und dem was Du selbst zu Dir sagst unterscheiden kann. Und jeder der schon von anderen gelobt wurde und Komplimente bekommen hat, weiß wie gut sich das an fühlt und hier ist die Krux. Auf bewusster Ebene, fühlt sich das unterschiedlich an, auf unbewusster Ebene eben nicht. Und jetzt nimm Dir kurz Zeit und denk einfach mal einen Moment zurück wie Du gewöhnlich mit Dir selbst sprichst….

Ich fing also an, so bescheuert das klingt und hab mir jeden Tag einen Moment Zeit genommen und mir schöne Dinge gesagt. Wann immer ich an einem Spiegel vorbei kam (und niemand in der Nähe war versteht sich 😉 ) lächelte ich mir zu und sagte mir all das, was man einem guten Freund sagen würde, der sich schlecht und ungeliebt fühlt. Ich kann nicht in Worte fassen wie unglaublich bescheuert man sich zu beginn vor kommt, aber hey, außer mir war ja keiner da und das waren lediglich die letzten Widerstände des inneren Kritikers.

Das beste ist aber, mit jedem einzelnen Tag der verging fühlte es sich weniger bescheuert an und immer mehr so, wie es sich gehört. Bis ich an fing mit meinem Spiegelbild zu scherzen. Bis ich eines Tages so mit mir selbst im Reinen war, dass ich an fing zu meditieren.

Doch diese Meditation ist auf meinem Mist gewachsen. Ich weiß nicht ob es die so gibt. Ich habe mit schöne meditative Musik raus gesucht, die mich irgendwie berührt und dazu im stillen Kämmerlein getanzt und gesungen, aber ich denke es ist egal ob man sitzt, steht, liegt oder eben tanzt. Wichtig ist nur, dass man sich gut fühlt und das tut, wonach einem gerade ist.

….und ich merke gerade ich muss ein wenig weiter aus holen für das folgene, denn meine Meditation basiert zu einem kl. Teil auf dem Gesetz der Anziehung…..

Während dieser Meditation visualisierte ich also, eigentlich völlig ungeplant, ich hatte nur kurz vorher eben das Gesetz der Anziehung gehört, mein Energieselbst. Und ich spürte da direkt eine Verbindung und interessanterweise bewegte sich dieses Bild nach einiger Zeit mit mir synchron. Eigentlich hatte ich ganz anderes im Sinn, doch plötzlich drängte sich ein Teil von mir in den Vordergrund und ich fing an in Gedanken an Zeiten zurück zu gehen in denen es mir wirklich schlecht ging. Also z.B. der Moment wo mich meine Mutter in einem Gitterbett im Krankenhaus zurück lies, an den ich mich interressanterweise bis heute erinnere. Und es ist leicht vorstellbar wie es dem kleinen Thomas da geht. In Gedanken ging nun der Thomas von Heute zu dem kleinen Thomas von damals und nahm ihn auf den Arm und tröstete ihn und erzählte ihm, dass alles gut wird und er für ihn da sein würde.

Und dies wiederholte ich immer mal wieder und suchte mir auch andere Momente aus meiner Vergangenheit heraus. Aber ich musste da gar nicht groß suchen. Es bot sich sozusagen immer etwas ganz von selbst an und manchmal war da nur das Energieselbst. Es zeigte sich sozusagen was kommen wollte und ich erzwang nichts.

Erst bemerkte ich es gar nicht, bis ich dann eines Tages ganz verwundert war und fest stellte, dass der Druck ganz weg war. Überhaupt keine Sehnsucht mehr, weder nach Sex, noch nach Liebe. Und ich möchte an dieser Stelle noch mal deutlich sagen, ich spreche nur von der brennenden Sehnsucht, nicht mehr :). Ich bin immer noch kein Kostverächter und was sich ergibt, ergibt sich eben, aber dieser Drang, die Sucht, diese Leere die gefüllt werden will, die war weg und mir wurde klar, dass ich nun eben jemanden gefunden hatte der mich bedingungslos liebt und an nimmt, so wie ich bin, ohne wenn und aber. Das war der Schlüssel zu meiner Heilung, den ich schon mein Leben lang mit mir herum getragen hatte.

5 Gedanken zu „Wie ich mich von der beißenden Sehnsucht befreite

  1. Ich bin total beeindruckt von Deiner Offenheit. Ich habe vieles aus meiner eigenen Lebensgeschichte wieder erkannt – Gitterbett bei mir war es der Brutkasten. Meine Mutter war durch ihre Probleme irgendwie im Geiste nie anwesend bei mir. Ich steckte voller unterdrückter Gefühle, welch sich vor über 4 Jahren als Burn-out bzw. einer massiven Depression Luft/Macht verschafften. Ich bin aus meinem Beruf Altenpflege ausgestiegen und befinde mich noch im Werden. Mein Ziel: Gesundheitscoaching für Mensch und Tier. Das bedeutet mein Wissen jetzt gegen einen moderaten Energieausgleich weiter zu geben. Bisher gab ich immer ohne an mich selbst zu denken weiter. Kaum jemand kam auf die Idee freiwillig eine Gegenleistung anzubieten. Eine entsprechende Website habe ich noch nicht, bin bisher nicht unbedingt befreundet mit Computer & Co. Vielleicht mit ein Grund warum meine Kundschaft mich noch nicht findet. Für mein Coaching muß ich jedenfalls nicht reisen, das Telephon reicht für die Bearbeitung der meisten Themen. Vielen Dank für diese ausführliche Seite, sie war eine große Hilfe dran zu bleiben!

    1. Danke Monika, genau darum bin ich so offen, damit jeder für sich sehen kann, ob mein Weg auch der richtige sein könnte. Bei mir gabs vorher auch noch nen Brutkasten 😉 ich hab da viel zu viele Geschichten von um sie alle zu erwähnen, vielleicht mal als Buch ^^. Es freut mich total wenn Dir meine Zeilen etwas helfen konnten, genau dafür mache ich das!

  2. Ich kann gar nicht glauben, dass ich ausgerechnet heute Abend Deine Geschichte zu lesen bekomme. Nachdem ich wieder alle Chats auf der Suche nach „dem Einen“ durchsucht habe, einige wirklich nette Männer durch meine Verbissenheit auf der Suche nach einer Beziehung vergrault habe, sitze ich hier und werfe mir selbst vor, es nicht in den Griff zu kriegen. Hab tolle Freundinnen, viel Erfolg im Beruf. Eine tolle Tochter. Ich kann die tollen Momente des Tages genießen und trotzdem eine unglaubliche Sehnsucht nach Liebe, Sexualität. Leider kann ich das nicht an Erinnerungen fest machen. Kann mich an meine frühe Kindheit gar nicht erinnern. Hast Du einen Tip für mich. Das Gut sein mit dem Spiegel werde ich machen. Affirmationen sind so schwer im Alltag zu integrieren. Hast Du feste Zeiten eingeplant? und vielen Dank für Deine Offenheit
    Ganz liebe Grüße

    1. Grüß Dich Anke :),

      ich hab mir das mit dem Spiegel und den lieben Worten eigentlich ganz leicht gemacht. Ich bin nämlich ganz schlecht darin mir Termine zu setzen und mich dran zu gewöhnen und plötzlich sind wieder ein paar Tage rum und ich habs schlicht vergessen. Zum einen hab ich mir gesagt, wann immer Du in einen Spiegel schaust oder an einem Spiegel vorbei kommst, sagst Du Dir entweder laut, aber zumindest leise etwas nettes. Vielleicht auch etwas, dass schon mal jemand zu Dir oder über Dich gesagt hat, denn am Anfang fand ich es leichter wenn es sozusagen durch die Meinung eines anderen mehr „Gewicht“ hatte, das brauch ich mittlerweile nicht mehr und genau genommen reicht jetzt ein verschmitzer Blick in den Spiegel und ich grinse über beide Ohren ^^. Und weil ich hat öfters am Computer sitze und noch aus einem anderen Grund, hab ich auch noch einen Spiegel gleich neben meinem Computer hin gestellt. Also selbst wenn ich jetzt am Tag nicht oft die Gelegenheit oder den Nerv hatte, so war da dieser Spiegel neben dem Computer (90° versetzt damit ich schon hin schauen muss und nicht die ganze Zeit abgelenkt werde 🙂 ). Wenn Du einen anderen Ort hast an dem Du viel Zeit verbringst, dann kannst Du da nen kl. Spiegel auf stellen. Und Spiegel oder spiegelnde Oberflächen siehst Du irgendwann wirklich überall ;). Grundsätzlich gilt für mich immer – was funktioniert ist richtig und jeder Schritt zählt.

      Liebe Grüße
      Thomas

      Ein Text der zu dem Thema auch noch erhellend beitragen kann, der ist nur etwas schwierigere Kost 🙂 :
      http://blog.schicksalsschmiede.info/selbstliebe/?age-verified=a0f62cf87b

  3. Durch Zufall bin ich auch auf diese Seite geraten, wollte Facebook eigentlich heute nicht mehr öffnen. Eigentlich, naja man sieht , ich tat es doch.
    Es war eine sehr schöne Geschichte. Mit dem Spiegel, das kenne und mache ich schon lange.
    In meinen deppresiven Phasen habe ich viel mit dem Spigel geredet und gefragt, warum ich so bin, wie ich bin.

    Auch jetzt sehe ich mir mein Spiegelbild genau an und sehe sofort, wenn bei mir was nicht stimmt. Das kann ich jeden bloß empfehlen. Lacht in den Spiegel und Euch geht es besser.

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