Wie Du zur Selbstliebe finden kannst

Vorwort:

Für diesen Text braucht es wohl wieder ein kl. Vorwort. Ich hab lange überlegt ob ich zwei Texte verfassen soll. Einen für alle und einen für all jene, die wie ich erzkonservativ und erzkatholisch aufgewachsen sind und noch immer in diesem Weltbild aus gut und böse, sauber und schmutzig leben. Ich werte das nicht, aber wer sich zu sehr auf einzelne Aspekte versteift, wird den Sinn dieser Zeilen schlicht nicht erfassen können und kann sich das lesen ersparen. Da ich aber vor einigen Jahren einen sehr hilfreichen Tipp von einer guten Freundin bekam, der mir selbst sehr geholfen hat, möchte ich Euch diesen auch weiter geben und hoffen, dass er Euch ebenso weiter bringt :).

„Wenn Du wirklich etwas verändern und wachsen willst, aus dem alten Trott heraus kommen und neue Wege gehen willst, dann mußt Du aus Deiner Wohlfühlzone raus und grundlegend umdenken. Nur dann ist wirklich Veränderung möglich.“

Und darum lade ich Euch auch ein mal wieder alle Vorurteile und eingefahrenen Gedankenmuster für die Dauer dieses Textes ziehen zu lassen und um zu denken.

Wie ich zur Selbstliebe fand:

Ich war eigentlich immer der festen Überzeugung mein einziger Freund auf dieser Welt zu sein, ein wahrer Verbündeter und bereits in der Selbstliebe angekommen, allerdings war das tatsächlich nicht so. Ein Hinweis darauf war z.B. wie Frauen im allgemeinen auf mich reagierten. Ich störte mich mein Leben lang daran, dass Frauen in mir zwar den lieben und zuverlässigen Freund sahen, nie aber den Mann und potentiellen Liebhaber. Ich war eben der nette Kerl. Der bei dem man sich ausheult und der Verständnis zeigt, der sie versteht und für sie da ist wenn sie ihn braucht ungeachtet dessen wie schmerzhaft das für ihn vielleicht ist. Erst sehr viel Später erkannte auch ich erst, das ich das mein Leben lang genau so gemacht hatte. Ich war wirklich mein Freund, war für mich da, wenn es mir schlecht ging, aber ich hielt mich selbst nicht wirklich und wahrhaftig für liebenswert oder gar begehrenswert. Freund ja, aber nicht mehr und genau das erlebte ich im Außen. Gleichzeitig nahm „ich mich selbst nicht so wichtig“ denn das hatte ich ja so gelernt und weil mein Vater eben genau so war, wollte ich auch nie so sein, also zog ich, wann immer es ging alle anderen vor und wertete ihre Bedürfnisse über die meinen. Und um das ganze ab zu runden, war ich zwar mein bester Freund, aber eben auch mein größter Kritiker. Vor mir selbst rechtfertigte ich das immer damit, einfach mehr erreichen zu wollen, ein besserer Mensch sein zu wollen, mich selbst weiter zu bringen und das tückische daran ist, das der Gedanke grundsätzlich ja auch überhaupt nicht falsch ist – das WIE war das was falsch war, denn ich ging mit mir so um, wie ich es in meiner Kindheit von meinem Vater gelernt hatte. Immer antreiben ohne Rücksicht auf Verluste, niemals Loben nur weiter antreiben, nichts ist gut genug und alles zu langsam, also trieb ich mich an, nein ich peitschte mich selbst zum „Erfolg“ nur das ich ja nie richtig war und auch nicht werden konnte, da es ja immer noch etwas zu erreichen, zu verbessern gibt.

Dies alles wurde mir mit einem Schlag durch ein Tantraritual bewusst. Ein Selbstlieberitual. Tantra ist ja eine Ganzheitliche Lehre in der Lust und erleben der eigenen Lust nichts schlechtes oder schmutziges sind, sondern etwas heiliges, eine Begegnung auf tiefer Ebene mit sich selbst. Ich habe zweifelsohne seid meiner Pubertät unzählige Mahle Selbstbefriedigung betrieben, aber nicht ein einziges mal habe ich mich selbst geliebt. Und ich finde auch den Begriff sehr passend, denn die Selbstbefriedigung, zumindest bei mir, enstand aus einem Gefühl des Mangels heraus. Eine reine Befriedigung des Triebes, eine biologische Notwendigkeit sozusagen und auch angenehm, klar, drum macht man es ja, aber die Befriedigung war immer los gelößt von mir selbst. Natürlich war mir das nie bewusst. Ich habs einfach gemacht, weil es gut tat und weil der Trieb es ab und an….naja ….egal verlangte. Da war aber nie wirklich Lust oder Genuß dabei, eher eine sehr zielgerichtete Aktion mit Happy End nicht mehr.

Ich war nun also in diesem Tantraseminar und wir bekamen die Aufage uns nackt vor einen Spiegel zu stellen und unsere eigene Lust zu wecken. Tja….mehr Vorgabe hatte ich nicht, ich hätte auch einfach nur da stehen können, aber da war ja der innere Kritiker der Wachstum forderte und ich sollte ja gut und richtig sein, also musste ich alles perfekt machen und was macht man um seine Lust perfekt zu wecken – richtig befriedigt sich selbst….FALSCH, genau das hatte ich nicht verstanden. Ich stand vor meinem Spiegelbild, das ich ja nunmal nicht liebte und ich war ja hetero, also wo bitte sollte meine Lust her kommen?!? So dachte ich damals zumindest. Längst vergessen waren die Zeiten als Junge, als ich die Sexualität für mich frisch entdeckt hatte, völlig unvoreingenommen, lange bevor ich mit Werten und Urteilen belastet worden war. Damals war die Sexualität eben noch unschuldig und natürlich. Und genau das sollte der Ort sein von wo aus ich die Lust wecken sollte, doch dies erkannte ich ja leider nicht.

Da war nur der innere Kritiker der zunehmend wütender wurde, weil ich da ganz allein mit mir vor diesem Spiegel stand und „gezwungen“ war (also nur von mir selbst versteht sich!!!) mich damit ab zu finden das da keine Lust war und auch nicht kommen wollte und egal was ich machte, da war nur Wut und Enttäuschung und ich erinnere mich wie ich in mir Urteilte und nicht mal daran dachte diese Fars zu unterbrechen. Doch da war niemand außer mir selbst, der Druck aus übte. Niemand zwang mich zu irgendwas, außer mir selbst und ich erkannte das nicht mal in diesem Moment. Nein, voller Wut und ohne ein fünkchen Lust trieb ich mich weiter an und tat was ich dachte tun zu müssen um die gestellte Aufgabe zu erfüllen. Ohne jede Rücksicht darauf wie es mir dabei ging, ohne Respekt für mich selbst, ohne Mitleid, denn mir ging es da gar nicht gut. Ich trieb es also bis zum Ende….sozusagen, aber Lust kam keine auf. Klar, ich hatte den Körper bezwungen, aber zu welchem Preis und vor allem zu welchem Zweck?!?

Ich war in dem Moment am Boden zerstört und es brauchte auch noch ein wenig, bis ich mir klar darüber wurde, was ich da gerade getan hatte. Heute sehe ich das so, dass ich völlig grundlos und ohne auf mich selbst zu achten, mich selbst mißbraucht habe. Mir wurde bewußt, dass ich das eigentlich schon mein ganzes Leben lang gemacht hatte. Nicht in diesem Zusammenhang, aber ich war schon mein Leben lang so knallhart und ohne Rücksicht darauf wie es mir dabei geht, so mit mir umgegangen, habe immer nur gefordert und nicht einfach mal nur lieb gehabt. Mir wurde klar, dass ich andere stets liebevoll und zuvorkommend behandelt hatte, mich selbst aber nie. Hätte ich andere auch nur einmal so behandelt, wie ich mein Leben lang im inneren mit mir selbst umgegangen bin, dann wäre ich sicher schnell im Knast gelandet – und das zu Recht!

Die Lösung ist denkbar einfach, auch wenn es einige Zeit brauchte bis das wirklich bei mir Wirkung zeigte.

– Der Spiegel Dein Freund

Zunächst verwendete ich eine Technik, die ich unbewusst mein Leben lang gegen mich verwendet hatte nun endlich mal für mich. Ich nutze jede unbeobachtete Gelegenheit und stellte mich kurz vor einen Spiegel, schenkte mir ein Lächeln und sagte mir etwas schönes und ja, mir ist bewusst wie seltsam das klingt, denn ich weiß noch sehr gut, wie sich das zu Beginn anfühlte. Ich kam mir ja so unglaublich dämlich vor und heute weiß ich, das war der Kritiker der sich bedroht fühlte. Doch mit jedem mal und jedem Tag wurde das Gefühl schwächer und wich einem selbstverständlichen – Ja, genau!

– Vergangenheit und Gegenwart

Als nächstes beschäftigte ich mich erst mal wirklich mit mir selbst. Ich schaute mir an wer ich als Kind war und ob all das was mich damals aus gemacht hat noch in meinem Leben ist und falls nicht warum. Ich sah mir ganz genau an, warum bestimmte Dinge nicht mehr da waren oder warum Dinge da waren die mir als Kind nie in den Sinn gekommen wären. Waren das Dinge für oder gegen die ich mich selbst entschieden hatte, oder waren sie mir an- bzw. aberzogen worden?

– Anerkennung

Außerdem sah ich mich selbst mal ganz unvoreingenommen an, mit all meinen Stärken und Schwächen, eben alles was mich aus macht. Ich machte mir bewusst, dass niemand, absolut niemand perfekt ist, sein kann oder auch nur sein sollte. Wie viele Menschen kannte ich, die gerade wegen ihrer Schwächen irgendwie knuffig waren, die gerade dadurch so sympathisch und einzigartig waren. Also entschloss ich mich, diese Schwächen auch als Bestandteil meiner selbst an zu nehmen. Das heist nicht, dass ich nicht immer noch an mir arbeite und dann und wann etwas verbessern will, aber ich akzeptierte erst mal den der ich jetzt bin, mit allem was ist und entscheide mich dann ganz entspannt, ob und was ich ändern mag, aber eben nicht aus der Not heraus nicht richtig zu sein, sondern obwohl ich schon richtig bin, erlaube ich mir noch besser zu werden, muss es aber nicht mehr.

– Vergebung

Und es heist auch, dass ich mich mit meinem inneren Kritiker versöhnt habe und mit vielen Entscheidungen aus meiner Vergangenheit. Er wußte es nicht besser und dachte mir zu helfen. Ich habe auch ihm vergeben und akteptiert, dass ich jede Entscheidung zu ihrer Zeit nicht anders hätte treffen können. Ich bin nunmal nicht perfekt und muss das auch nicht sein. Ich habe so manches getan, das ich heute ander machen würde, aber nachher ist man immer schlauer. Der, der ich damals war, konnte aber nicht anders handeln und tat genau das was für ihn zu seiner Zeit und aus seiner Sicht richtig war.

– Dämonen

Durch das Tantra lernte ich auch viel über meine inneren Dämonen, die mich über viele Jahre gepeinigt hatten, weil ich versucht hatte sie zu verdrängen und klein zu halten. Ich lernte, dass sie zu mir gehörten und sozusagen meine „Haustiere“ sind. Und genau wie ein Hund den man schlecht behandelt, nicht füttert und weg sperrt, irgendwann zur Bestie wird, die einen aus dem Nichts heraus an fällt, so ist das auch mit den inneren Dämonen. Und ich hatte oft erlebt wie ich aus heiterem Himmel von unbändiger Wut übermannt worden war oder von Neid und Eiversucht auf das was andere haben. Und als ich lernte eben diese Dämonen als Teil von mir zu sehen, die ich dann und wann, wenn es niemandem schadet auch ein bisschen füttere und sie nicht verleugne, seit dem komme ich gut mit ihnen klar und sie peinigen mich nicht mehr.

– Selbstlieberitual

 Als letztes wand ich mich abermals, allerding nur für mich selbst, dem Selbstlieberitual zu und begann noch mal ganz am Anfang. Da wo ich zuletzt als Kind unschuldig und neugierig geforscht hatte, wollte ich wieder ansetzen. Ich musste wirklich ganz neu anfangen in mich hinein zu spüren und mich von all dem trennen, was ich seid damals gelernt hatte. Ich musste weg vom Zieldenken, hin zum hier und jetzt. Denn nur im Hier und Jetzt kann ich wirklich sein und mich selbst spüren und nicht zu letzt mich selbst lieben lernen.

Das Ergebiss:

Zuerst einmal wurde ich gelassener und ich fühlte mich freier und dieses schwarze Loch, dass immer mehr wollte war plötzlich still. Tatsächlich habe ich das erst gar nicht bemerkt und erst nach einiger Zeit wurde mir plötzlich bewusst, dass da etwas ganz anders war. Ich bin mir bewusst, dass ich noch nicht am Ende bin und sicher noch Luft nach oben ist, aber ich bin auch total begeistert was sich schon alles verändert hat und wie positiv sich das an fühlt. Ich glaube aber durchaus, das ist ein fortschreitender Prozess, darum kann es gut sein, dass sich dieser Text in Zukunft noch verändert und erweitert wird. Stay Tuned 😉

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